Neubau

Der Neubau von Streichinstrumenten ist selbstverständlich ein wesentlicher Bestandteil des Berufsbildes Geigenbauer/Geigenbauerin. Damit fängt es alles an. Ich kann mich wirklich noch sehr gut an die Spannung und Vorfreude erinnern, als ich zu Beginn meiner Lehre nach den ersten Vorarbeiten das erste Stück Holz, was mal ein richtiges Instrument werden sollte, bearbeiten durfte. So entstand dann in den folgenden Wochen ein Zargenkranz. Und noch einer. Und noch einer, ich sollte es ja schließlich lernen.

Irgendwann ging es dann aber auch weiter mit der Herstellung von Boden und Decke, von der Auswahl des Holzes über die Anlage der Wölbung, dann die Ausarbeitung der Platten, das Platzieren, Sägen und Schneiden der F-Löcher, das Einpassen und Ausarbeiten des Bassbalkens. Schließlich wurden die Teile zusammen geleimt und man hielt einen echten Intrumentenkorpus in der Hand.

Diese Faszination, dieser Zeitpunkt, an dem man plötzlich innehält und sich wundert, was da die eigenen Hände geschaffen haben, den gibt es immer noch. Der Punkt, an dem ich realisiere, dass dies nun kein Stück Holz mehr ist sondern ein Instrument. Ein Moment des staunenden Innehaltens und der Freude über dieses Werk aus Holz, welches nun ein eigenes Leben beginnt.

Dann ging es weiter. Das Schnitzen der Schnecke, was ich mir vorher als unfassbar schwierig vorgestellt hatte, wurde Schritt für Schritt vollzogen und war am Ende gar keine Zauberei. Es bedurfte eben nureiner guten Anleitung und schließlich Übung (davon allerdings reichlich). Dann kam das Aufpassen und Schneiden des Halses an die Reihe, und plötzlich hielt man da wirklich ein Instrument in der Hand, dem nur noch der Lack und das Setup fehlte.

Mit den Jahren entwickelt man dann seine eigenen Vorlieben, die durchaus veränderbar sind. Und wenn man dann das Glück hat, dass gute Musiker auf den neugebauten Instrumenten spielen, kann man durch deren Rückmeldung seinen Horizont immer mehr erweitern. So bleibt auch diese Tätigkeit, obwohl der Ablauf immer mehr oder weniger der gleiche ist, stets aufs Neue spannend und fordernd.